Whistler, Juli 2020
Nachdem George Floyd, ein schwarzer Amerikaner, Ende Mai 2020 in Minneapolis durch Polizeigewalt ums Leben kam, entbrannten über den gesamten nordamerikanischen Kontinent Proteste. Hierbei ging es vor allem um die offensichtliche Diskriminierung schwarzer Einwohner insbesondere durch die Polizei. Unter dem Slogan „Black Lives Matter“ breitete sich diese Bewegung in kürzester Zeit über die ganze „westliche“ Welt aus, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen und Reformen zu fordern. Selbst in dem ansonsten so völlig unpolitischen Whistler trafen sich an einem Nachmittag Menschen auf der Olympic Plaza um gegen Polizeigewalt und Diskriminierung Schwarzer und der First Nations zu protestieren. Mein üblicher erster Gedanke hierfür war: schon wieder DAGEGEN! Warum nicht FÜR mehr Toleranz, FÜR Gleichbehandlung, FÜR Gerechtigkeit oder FÜR Frieden?
Interessant in diesem Zusammenhang war für mich dann allerdings zu erfahren, dass es in Kanada offensichtlich öfter polizeiliche Übergriffe und Gewaltanwendungen gegenüber indigenen Bevölkerungsgruppen gab – teilweise sogar mit Todesfolge. Nach und nach wurden im Zuge dieser Bewegung auch Vorfälle, die teilweise schon mehrere Jahre zurück lagen, erneut in den Medien präsentiert und nun endlich untersucht. Es gab oftmals sogar Videos von den Übergriffen, die eindeutig waren. Warum waren diese Vorfälle dann nicht schon viel eher und konsequenter untersucht und mit Konsequenzen für die entsprechenden Polizisten abgeschlossen worden? In diesem ansonsten so toleranten Land schien es unter der Oberfläche doch die Gesellschaft spaltende Schwingungen zu geben, die einem erst auf dem zweiten Blick auffielen.
In Deutschland gab es schon seit Jahren keinen „Sarrotti-Mohr“, keine „Negerküsse“ mehr und auch das Kinderspiel „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ wurde in den Grundschulen nicht mehr gespielt. Mir war bis heute nicht eindeutig klar, welche politisch korrekte Form nun einen Menschen mit dunkler Haut und dessen Vorfahren aus Afrika stammten, zu verwenden war. Und war die Verwendung eines offensichtlichen körperlichen Merkmales als Beschreibung oder Bezeichnung wirklich diskriminierend? Wäre ich diskriminiert, wenn ich als „Weißer“ bezeichnet würde, oder als „Kraut“? Aus meiner Sicht war es nicht die Bezeichnung an sich, sondern die Haltung, die sich dahinter verbarg, bzw. die Intention mit der eine Bezeichnung verwendet wurde.
Somit war es für mich auch nicht immer sofort nachvollziehbar, wenn sich Diskussionen um Diskriminierungen im öffentlichen Raum dann oftmals darauf konzentrierten, bekannte Markennamen, oder den Namen von Sportteams zu verändern. So wurde die Marke „Aunt Jemima“, unter der eine Fertigmischung für Pfannkuchen vertrieben wurde, daraufhin überprüft, ob sie weiterhin verwendet werden konnte. Gleiches galt für „Uncle Ben‘s“ Reis. In beiden Fällen stellten bestimmte „schwarze Stereotype“ aus der Kolonialzeit den Bildteil der Marke dar. Und auch die „Washington Redskins“, ein Profi-Football-Team, dessen Logo einen „Indianer mit Federschmuck“ zeigte, und die „Edmonton Eskimos“, ein Profi-Eishockey-Team, trennten sich von ihren Namen. Insgesamt sicherlich ein verständlicher Zug, allerdings durfte er nicht als Oberflächenretusche alleine stehen bleiben. Die dem Problem zugrunde liegende innere Haltung einzelner Menschen, sich anderen Lebewesen und Menschen gegenüber – „angeblich berechtigt“ – überlegen zu fühlen und sie aus diesem Grund zu unterdrücken und in ihrer eigenen Entwicklung und Freiheit einzuschränken – alleine aufgrund einer Herkunft oder Haltung – war das Grundübel und ein gefährlicher Nährboden – nicht nur für Diskriminierung und Hass, sondern sie bedrohte den Weltfrieden insgesamt. Guten Morgen.