Corona Alaaf!

Kassel, November 2021

Nach fast 2 Jahren täglichen Umgangs mit Corona erschien es mir fast unmöglich neue Kuriositäten über den Umgang mit dieser Pandemie zu finden. Jedoch strafte mich mein liebstes Informationsmedium, die Tagesschau, am 10.11.2021 Lügen. Noch einen Tag vor dem offiziellen Karnevalsauftakt erschienen folgende Meldungen über den Tag verteilt im Liveticker zur Corona-Pandemie und ich fragte mich, ob dies schon ein vorab-Auszug aus der ersten Büttenrede sei oder doch nur wieder der ganz normale Wahnsinn in unserem Umgang mit der Pandemie.

Der Tag begann mit einer Rekordmeldung. Nämlich fast 40.000 Neuinfektionen mit dem neuen SARS-CoV-2 Virus binnen einen Tages, so viele Corona-Neuinfektionen „wie nie seit Beginn der Pandemie“ – nach einem Vorwochenwert von knapp über 20.000 Neuinfizierten. Diese Entwicklung war anhand der vorangegangenen Zahlen absehbar und jedem Abiturienten hätte schon früher klar sein müssen, dass es sich hierbei wiederum um ein exponentielles Wachstum handelt, wie seit Beginn der Pandemie schon mehrfach zu beobachten war. Zahlen und deren grafische Darstellung lügen nicht, sie bilden einfach eine Realität ab. Die Interpretation der Zahlen in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion wurde allerdings in den letzten Wochen erneut negiert und nach altbekanntem Muster steckten offensichtlich alle agierenden Entscheidungsträger den Kopf in den Sand, lockerten weitere Regeln und hofften darauf, dass alles ein Rechenfehler sei. Oder schon die Vorfreude auf Karneval? Vorglühen? Nur einen Tag später erzielten wir mit über 50.000 Neuinfizierten erneut einen Rekord. Zumindest in diesem Bereich geht es in Deutschland scheinbar voran. Für alle Abiturienten: im Vergleich zum Vortag beträgt das Wachstum über 25 Prozent.

Kurz darauf die Meldung, dass Corona-Schnelltests ab Mai kommenden Jahres geprüft werden müssen, da sie nicht zuverlässig genug seien. In diesem Zusammenhang sollte kurz vorab angemerkt werden, dass in den vergangenen Wochen zunehmend über die Umsetzungspflicht für 2-G oder 3-G in allen Bundesländern gestritten wurde. Und zwischendurch merkten auch mal einige kritische Stimmen, dass auch Geimpfte oder Genesene sich mit dem Virus ansteckten und dieses dann natürlich auch weiter geben konnten. Und, dass Infektionsketten nur nach Kenntnis von Infektionen in der Folge von Tests unterbrochen werden können. Mir war bislang nicht klar, dass die Hersteller sich selbst zertifizieren konnten. Wäre schön, wenn ich mir meine eigenen Fähigkeiten auch ohne externe, neutrale Überprüfung selbst zertifizieren könnte. Ebenso neu war für mich, dass die angestrebte Sensitivität, also die „Fähigkeit, das SARS-CoV-2-Virus nachzuweisen“, nur bei 75% lag. Und diese Fähigkeit war bei fast einem Viertel der 122 untersuchten Antigen-Schnelltests offensichtlich nicht gegeben. Wenn also nur 3/4 der auf dem Markt befindlichen Schnelltests eine Sensitivität von 75% (und mehr) hatten: hieß das dann, dass überhaupt nur etwa 2/3 aller Tests das Virus verläßlich nachweisen konnten? Wie hoch war dann die Dunkelziffer der negativ getesteten Infizierten?

Aber weiter im Tagesverlauf: Pünktlich um 8:33 Uhr die Meldung, dass der neue Ministerpräsident von NRW auf ein „Bund-Länder-Treffen zu 2-G“ drängt. Für ihn schien die 2-G-Regel ein „probates Mittel“ zu sein und man bräuchte eine gemeinsame Strategie, obwohl natürlich jedes Bundesland auch alleine hierzu handlungsfähig sei.

Wie handlungsfähig das Bundesland NRW dann auch alleine war, zeigte sich in der Meldung um 10:14 Uhr: „NRW erlaubt Karnevalsfeier ohne Maske“. Na das ging ja schnell. Und mit einer neuen Strategie, der „3GPlus-Regel“, nachdem neben 2G auch tagesaktuelle Antigen-Schnelltests, deren Verlässlichkeit gerade in Frage gestellt wurde, oder PCR-Tests ausreichten. Man könne gemäß der neuen Verordnung bei „Karnevalsveranstaltungen und vergleichbaren Brauchtumsveranstaltungen mit Mitsingen, Schunkeln oder Tanzen in Innenräumen“ auf eine Maske verzichten. Toll, wieso waren wir nicht eher darauf gekommen, Corona anstatt mit Maskenpflicht, Hygieneregeln oder Impfstoffen, einfach mit einer entsprechenden Verordnung zu bekämpfen. Bei einer Chorveranstaltung, die übrigens als 2-G-Veranstaltung durchgeführt wurde, wurden zwischenzeitlich mehr als 20 Infizierte gefunden. Wahrscheinlich lag es daran, dass diese Veranstaltung ohne entsprechende Verordnung stattfand. Unnötig festzustellen, dass es in den meisten Bundesländern in den Schulen zwischenzeitlich wieder eine Maskenpflicht in den Klassenzimmern gab – aber da wurde ja auch nicht mitgesungen, geschunkelt oder getanzt.

Den Abschluss zum Einleiten der fünften Jahreszeit bildete dann Abends die Meldung, dass der Kölner Karnevals-Prinz positiv auf Corona getestet wurde. Na denn: Coellen Alaaf!