Kassel, September 2022
Vor einiger Zeit nahm unsere Frauen-Nationalmannschaft (welch lingualer Widerspruch) erfolgreich an der Fußball-Europameisterschaft teil und musste sich erst im Finale den Frauen aus England geschlagen geben.
Grund genug für unseren Bundeskanzler gleiche Bezahlung für Männer und Frauen im Fußball zu fordern. Die Männer bekämen für einen EM-Titel eine Prämie von 400.000 Euro und die Frauen nur eine Prämie von 60.000 Euro.
Aber was war in diesem Zusammenhang mit all jenen Sportlern, die überhaupt keine Prämien erhielten, oder nur geringe?
Eine olympische Goldmedaille wurde mit einer Prämie von 20.000 Euro belohnt. Und hierbei handelte es sich zumeist um wirkliche Amateursportler, die zumeist mit weitaus geringerer Unterstützung als Vollprofis ihr Training neben Studium oder Beruf absolvierten.
Und auch auf nationaler Ebene gab es tausende Sportler, die täglich mehr Leistung brachten, als in dieser Gesellschaft nötig war, die täglich versuchten ihre Grenzen etwas weiter nach außen zu schieben, die Vorbilder für eine nachwachsende Jugend waren, die ihrerseits wiederum die zukünftigen Leistungsträger und Vorbilder unserer Gesellschaft werden würden. Es gab eben viel mehr als nur die medial dargestellte und durch Verbände geförderte Spitze des Eisberges – der Großteil, der dafür sorgte, dass der Berg überhaupt noch schwamm (trotz Klimawandels), blieb für die meisten Augen verborgen.
Ja, es gab finanzielle Ungerechtigkeiten im Sport. Primär fanden diese sich allerdings zwischen den Fußballern auf der einen und den vielen anderen Sportlern auf der anderen Seite statt.
Die Frage sollte somit viel eher lauten, warum professionell ballspielende Millionäre überhaupt noch eine Prämie erhielten, wenn sie für Deutschland ein Turnier spielten! Sollten sie gewinnen, würde sich aufgrund des Titels ihr Marktwert eh um ein Vielfaches erhöhen, was Anreiz genug sein sollte.
Allerdings wäre es auch zu einfach, die ganze Problematik der rasant sinkenden Teilnehmerfelder bei sportlichen Meisterschaften in medial weniger populären Sportarten als es Fußball darstellte, auf die Finanzen zu reduzieren. Es brauchte wieder eine breite Wertschätzung für Menschen, die gewillt waren, Leistung zu bringen, die gewillt waren, sich zu engagieren, die gewillt waren, mehr in und für diese Gesellschaft zu leisten.
Diesen Alltagshelden gebührte viel mehr Respekt und Anerkennung, denn sie engagierten sich OHNE Prämie. Und insbesondere unsere Jugend brauchte wahre Helden – nicht die Superhelden aus dem Kino – reale Menschen zum Anfassen, Vorbilder aus der Nachbarschaft, Helden, die ihnen ein positives Gefühl für ihre eigene Zukunft und ihren Weg aufzeigten.
In meiner Jugend gab es noch viele solcher Helden. In der heutigen Zeit waren Zahlen auf Arbeiten und Zeugnissen oftmals bedeutsamer als Wille, Disziplin, Engagement und Leistungsbereitschaft – die Helden wurden weniger.
Aber es gab diese Helden weiterhin – wir mussten nur hinsehen und uns von ihnen begeistern lassen. Denn Begeisterung und Toleranz waren der Antrieb für positive Veränderungen und Weiterentwicklungen.
Lasst uns also unsere Helden wieder feiern – in jeder Sportart, auf allen Leistungsebenen. Und unterstützt sie in ihrem Bestreben nach allen euren Möglichkeiten. Gute Nacht