Kassel, November 2022
Ich liebe den Herbst. Ich liebe die Farben der Blätter an den Bäumen und auf dem Boden. Ich liebe das Licht der tiefer stehenden Sonne, wenn es durch die lichter werdenden Bäume strahlt. Ich liebe das Rascheln des Laubs wenn man durch den Wald geht. Ich liebe die wabernden Nebelbänke über den Auen in der Morgensonne und den Morgentau an den Spinnennetzen in den Sträuchern.
Die Temperaturen waren mild, die Geräusche im Wald gedämpft. Bislang bekannte und ausgetretene Pfade verschwanden unter Laub und jeder Spaziergang wurde zu einer Entdeckungsreise mit neuen Wegen. Blätter schwebten bei jedem Windstoß durch die Luft und sanken langsam von den Bäumen auf den Boden.
Noch vor einer Woche sprossen überall Pilze im Wald und begeisterten mich mit ihren Farben und Formen im Einklang mit ihrer Umgebung. Nun waren auch diese von dichten Laubteppichen überzogen.
Wie im Jazzstandard Autumn Leaves (ursprünglich ein Gedicht von Jaques Prévert) kamen viele Erinnerungen in mir hoch. Erinnerungen an meine Kindheit sowie an schöne Momente in meinem Leben.
Ich erinnerte mich an Gerüche und an die Geräusche des Herbstes. An das Schreien der Kraniche, wenn sie in den Süden zogen. Und ich erinnerte mich daran, wie ich gesammelte Blätter trocknete, sie im elterlichen Brockhaus presste um sie danach zu vergessenen erst nach Jahren zufällig wieder zu finden.
Und da Steine, Wurzeln, Äste und Löcher auf dem Weg von Laub verdeckt waren, wurden die Schritte langsamer, vorsichtiger und ich nahm noch mehr von meiner Umgebung wahr. Ein wahrer Achtsamkeits-Spaziergang.
Der Herbst lieferte viele Bilder, die ich versuchte digital festzuhalten – oftmals vergebens, denn zumeist waren es Gefühle und Stimmungen, die nicht digital zu erfassen waren, sondern nur in mir archiviert werden konnten. Ich wünschte, dass der Frieden in den Wäldern von vielen Menschen so empfunden werden konnte und sich diese Gefühle positiv nachhaltig auf die aktuelle politische Lage in der Welt auswirkten. Gute Nacht





