Kassel, Februar 2023
Wie bei vielen Menschen, hatte auch ich mir zum Jahresanfang wieder viele gute Vorsätze gemacht. Allen voran der Hauptwunsch nach einer gesünderen Lebensweise – besser Essen, mehr Bewegung, weniger Streß, mehr für mich tun, mehr Entspannung!
Und da wir in Kassel schon seit 40 Jahren eine Therme in Bad Wilhelmshöhe hatten, in die ich früher häufiger schon mit meinem Vater gegangen war, wenn er in Kassel war, führte mich der erste Schritt zum gesünderen Leben und gezielter Entspannung das erste mal nach vielen Jahren wieder dorthin.
Ich war auch gespannt auf das Ergebnis der dort vorgenommenen Renovierungen und Umbauten während der Corona-Zeit.
Nachdem sich im Eingangsbereich nichts verändert hatte und auch die Kassen genauso aussahen wie früher, erstand ich bei einer freundlichen, jungen Dame eine Eintrittskarte für die Thermen- und Saunawelt: 90 Minuten Wellness und Entspannung lagen vor mir und ich wollte jede dieser Minuten genießen.
Vor der Entspannung lag allerdings die Suche nach einer offenen Umkleidekabine, die einigermaßen nah an einem noch offenen Kleiderspind lag. Auch hier hatte sich zu früher nichts verändert. Nach dem Umziehen nochmal kurz auf die Toilette und Duschen – dann einen Platz für die Badesachen suchen, denn auch die Regale waren, wie schon früher, fast alle belegt, da im Bewegungs-Therapiebecken volles Programm mit mehreren Gruppen lief.
Nach 5 Minuten ging es also endlich los. Ich begann mit einer Runde Schwimmen im Thermalbad. Von dort nach draußen, in den Außenbereich. Ein Muss, wie schon früher: der „Wildbach“. Danach an der frischen Luft im warmen Wasser ein wenig auf den Sprudelliegen verweilen.
Nach entspannten 10 Minuten wurde es Zeit für den Whirlpool. Da allerdings fast alle voll besetzt waren, musste ich mir erst einen Platz suchen und mich zwischen 3 Pärchen einreihen, die in munterer Unterhaltung in dem warmen Sprudelbecken entspannten.
Die nächsten 10 Minuten geschafft. Danach in die Saune. Zwar hatte sich hier die Gesamtaufteilung nicht verändert, allerdings gab es mit der „Traumwelt“ einen neuen Bereich. Führte der „normale“ Saunabereich schon Entscheidungsschwächen zu Tage, machte das orientalisch/asiatische Angebot die Entscheidung noch schwerer: es gab eine Licht-, Kräuter-, Bio-, Lehm- oder Amethyst-Sauna – Saunen mit unterschiedlichen Temperaturen – mit Aufguß oder ohne – ins Dampfbad oder ins Hamam – oder doch eine der Aroma-Saunen (bzw. Tempel)? Sicher war nur eins: ich würde nicht in die Frauensauna gehen. Wieder 5 Minuten rum.
Ich entschied mich, den Anfang im Dampfbad zu machen. Salz mitgenommen, Sitzfläche abgespült, Haut mit dem Salz abgerieben, und entspannen. Obwohl ansonsten überall viel Betrieb war, fand ich mich im Dampfbad dann allerdings alleine wieder und stellte fest, dass 10 Minuten so ganz alleine mit den eigenen Gedanken auch ziemlich lang sein konnten.
Bevor die Langeweile dann zu groß wurde, raus, duschen und ab ins Kaltwasserbecken. Dort ein wenig hin und her schwimmen, bevor ich mich auf die Suche nach meinem Entspannungsplatz machte. Jedoch hatte sich auch hier nichts zu früher verändert. Trotz eines großen Schildes, dass Liegen nicht belegt oder reserviert werden sollten, waren alle Liegen belegt – mit Handtüchern oder Taschen. Also weiter suchen. Die Solarien und Wärmeliegen waren nicht in Betrieb und weil diese ebenfalls weiterhin flach und hart waren, boten sie keine Alternative zur erhofften bequemen Ruheliege. Der Paradiesgarten bot zwar ausreichen Platz, war zu dieser Jahreszeit allerdings noch zu kalt um dort länger zu verweilen und auszuruhen. Also entschied ich mich für 5 Minuten Ruhe vor dem Kaminfeuer auf einer harten Holzbank.
Danach machte ich mich erneut auf die Suche nach einer Saune – die Aufgußsauna war „geschlossen“, da dort gerade ein Aufguss erfolgt – die Liegeflächen in den meisten Saunen waren belegt – also entschied ich mich diesmal für eine Natursauna im Außenbereich wo ich ein kleines Plätzchen fand um mich hinzusetzen, da auch hier die Liegeflächen schon belegt waren – wieder aufrecht sitzen, da „kein Schweiß aufs Holz“ sollte und die Wände trotz Holz zu heiß waren um mich anzulehnen.
Nach 10 Minuten lief der Schweiß und ich stellte fest, dass ich schon 65 Minuten Entspannung genossen hatte. Also raus aus der Sauna, duschen, Kaltgüsse, und wieder etwas im Kaltwasserbecken schwimmen. Nach dem Abtrocknen waren schon 70 Minuten vergangen. Da weiterhin alle Ruheliegen mit Handtüchern belegt waren und ich keine Lust mehr auf den harten Holzhocker vor dem Kamin hatte, nutzte ich diesmal die Wechsel-Fußbäder. Zumindest konnte ich mich hier anlehnen.
Zum Abschluss wollte ich mich aber doch noch ein wenig entspannen und suchte mir im Thermalbereich eine Ruheliege, um noch ein paar Seiten in dem Buch zu lesen, welches ich mir mitgenommen hatte. Dies gestaltete sich zwar aufgrund des Gegenlichts (die Liegen blickten nach außen in die Sonne), der niedrigen Temperaturen und des großen Geräuschpegels etwas schwieriger, aber egal jetzt, genau dafür war ich hergekommen: Entspannung – jetzt – immerhin waren schon 75‘ vergangen.
Nach 10 Minuten Entspannung schnell aufgesprungen, wieder, wie früher, den Spind und dann eine freie Umkleide finden, schnell umziehen – fürs Haare trocknen war keine Zeit mehr – und gerade noch pünktlich nach 90 Minuten stolz die Therme verlassen. Geschafft – erfolgreich entspannt – genauso wie früher!
Und für den nächsten Besuch fühlte ich mich der Herausforderung von 180 Minuten echter Entspannung durchaus gewachsen – oder ich würde ohne Bedenken einfach am Ausgang ein paar Euro nachzahlen, wenn die Zeit überzogen war. Das Neue Jahr konnte kommen – ich sah ihm entspannt entgegen. Gute Nacht